Folge 22: Normaldruckhydrocephalus – Hoffnung bei behandelbarer Demenz

Was passiert, wenn sich plötzlich Symptome wie Vergesslichkeit, Gangstörungen und Inkontinenz bei einem geliebten Menschen zeigen? Oft wird vorschnell an eine Alzheimer-Erkrankung gedacht. Doch in manchen Fällen könnte es eine andere Form der Demenz sein, die nicht nur diagnostizierbar, sondern auch behandelbar ist: der Normaldruckhydrocephalus. Diese vielversprechende Einsicht steht im Mittelpunkt der neuesten Episode des Podcasts „Chopfsach“.

Judith Kronbach und Alex Blunschi erklären, was hinter dem komplexen Begriff “Normaldruckhydrocephalus” steckt und wie wichtig eine frühzeitige Diagnose ist. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form von Demenz, die meist bei älteren Menschen auftritt und mit der Hoffnung auf Heilung verbunden ist.

Was ist Normaldruckhydrocephalus?

Normaldruckhydrocephalus ist eine demenzartige Erkrankung, die sich durch eine Trias von Symptomen auszeichnet: Gangstörungen, Demenz und Inkontinenz. Anders als bei vaskulärer Demenz oder Alzheimer handelt es sich hierbei um eine reversible Form. Dies bedeutet, dass mit einer geeigneten Behandlung die Krankheitsanzeichen deutlich verbessert werden können.

Professor Dr. Lennard Stieglitz, ein Experte der Neurochirurgie, bringt im Podcast mehr Licht ins Dunkel. Der Hintergrund der Erkrankung birgt eine Besonderheit: Die mit Wasser gefüllten Hirnkammern vergrössern sich, was die Symptome verursacht. Der Normaldruckhydrocephalus ist zwar kein seltenes Krankheitsbild, dennoch herrscht oft Unwissenheit – sowohl bei Patienten als auch leider bei vielen Fachpersonen.

Die Bedeutung der Diagnose

Die Diagnoseerstellung ist entscheidend, da sie die Tür zur gezielten Therapie eröffnet. In der Episode erklärt Prof. Stieglitz, dass ein diagnostischer Blick oft den Unterschied macht, da typische Merkmale wie ein trippelnder Gang oder Schwierigkeiten beim Drehen der signifikante Hinweise sein können. Die Herausforderung liegt darin, Normaldruckhydrocephalus von anderen Erkrankungen abzugrenzen, was ohne das nötige Wissen leicht zu Fehldiagnosen führen kann.

Die Hoffnung der Behandlung

Eine der bemerkenswertesten Erkenntnisse dieser Episode ist die Hoffnung, die eine rechtzeitig gestellte Diagnose bieten kann. Die Haupttherapie besteht in der Implantation eines sogenannten Liquorschants. Dabei wird über einen kleinen chirurgischen Eingriff Wasser aus den Hirnkammern abgeleitet, um so den Druck zu regulieren. Dadurch können viele Patienten ihre Mobilität und ein grosses Stück ihrer Lebensqualität zurückgewinnen.

Mit einer Erfolgsquote von 80 Prozent zeigt diese Therapie eindrucksvoll, dass in der Behandlung von Normaldruckhydrocephalus enorme Potenziale stecken. Dennoch zögern viele Betroffene, sich der Operation zu unterziehen – sei es aus Angst oder Unsicherheit. Hier plädiert das Team von „Chopfsach“ eindringlich für eine fundierte Aufklärung und eine demenzgerechte Unterstützung, um diese wertvolle Chance nicht ungenutzt zu lassen.

Die Diskussion um Altersgrenzen

Ein ethischer Diskurs entfaltet sich im Gespräch über das Alter der Patienten. Prof. Stieglitz bemerkt, dass viele ältere Menschen zögern, sich der Operation zu unterziehen, aus Angst, dass der Eingriff in hohem Alter nicht mehr sinnvoll sei. Doch die Behandlungen bieten grossen Nutzen und sind selbst für hochbetagte Patienten mit minimalen Risiken verbunden, argumentieren die Podcaster.

Die Episode von „Chopfsach“ lädt dazu ein, über unsere Vorurteile und Ängste in Bezug auf das Altwerden und medizinische Eingriffe nachzudenken. Sie eröffnet die Möglichkeit, die Lebensqualität trotz Krankheit erheblich zu verbessern und sich aktiv mit der eigenen gesundheitlichen Zukunft zu befassen.

Zurück
Zurück

Folge 23: Chopfsach Live: Alltagserfahrungen mit Demenz: Ein Leitfaden für Betroffene und ihre Angehörigen

Weiter
Weiter

Episode 21: Sprachveränderungen bei Demenz – Kommunikation im Wandel