Folge 20: Demenz und Ernährung: Einfühlsames Verständnis und praktische Lösungen
Mit dem Altern verändert sich nicht nur der Körper, auch Gewohnheiten und sensorische Empfindungen wandeln sich. Diese Episode beleuchtet das oft vernachlässigte, aber entscheidend wichtige Thema der Ernährung bei Menschen mit Demenz. Gastgeber Judith Kronbach, Expertin für Demenz und Pflege, und ihr neuer Co-Host Alex Blunschi, Moderator und Sohn von Eltern mit Demenz, führen durch ein tiefgründiges Gespräch über die Herausforderungen und individuellen Aspekte der Ernährung im Alter.
Judith und Alex diskutieren, wie diese Aspekte durch die Krankheit Demenz beeinflusst werden. Der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn kann drastisch Auswirkungen auf die Ernährungsgewohnheiten haben, sodass Essen weniger ansprechend wird. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Aspekt der Ess- und Trinkbiografie, die essenziell ist, um den persönlichen Genuss und die Einnahmebereitschaft älterer Menschen zu verstehen.
Individuelle Ernährungsvorlieben erkennen
Es ist unglaublich wichtig, in die Vergangenheit eines Menschen zu blicken, um seine aktuellen Ernährungsbedürfnisse zu verstehen. So kann es beispielsweise sein, dass eine Person nur dann gerne isst, wenn die Nachrichten von SRF 1 laufen, da dies an eine frühere Essensroutine erinnert. Solche individuellen Vorlieben sind wichtig, um sicherzustellen, dass Menschen mit Demenz weiterhin Genuss und Lebensqualität durch Nahrung erfahren.
Fingerfood und die Bedeutung von sozialen Essen
Fingerfood kann eine effektive Lösung sein, um Menschen mit Demenz weiterhin Zugang zur Nahrung zu gewähren, wenn Besteck nicht mehr als solches erkannt wird. Die Bedeutung von gesellschaftlichem Essen wird ebenfalls betont – nicht allein das Essen selbst, sondern der soziale Kontext kann den Appetit und die Bereitschaft zum Essen anregen und erhalten.
Praktische Herausforderungen und Lösungsansätze
Der Podcast bietet praxisnahe Tipps für Angehörige und Betreuungspersonen, die Menschen mit Demenz unterstützen. Neben der Berücksichtigung individuellen Essgewohnheiten und der Umstellung auf mehrmals tägliche kleinere Mahlzeiten, kann das Bereitstellen von Fingerfood-Inseln im Haushalt den Zugang zu Nahrung erleichtern. Die Episode empfiehlt eine mediterrane Ernährung, reich an Gemüse, Obst und Nüssen – angepasst an die individuellen Fähigkeiten und Vorlieben.
Die Rolle der Logopädie bei Schluckstörungen
Ein besonders sensibler Aspekt ist die richtige Betreuung bei Schluckstörungen, die im Zusammenhang mit Muskelabbau im Alter häufiger auftreten. Eine logopädische Abklärung wird empfohlen, um die genauen Schwierigkeiten individuell beurteilen zu können und dadurch die Essensaufnahme sicherzustellen.
Liebevolles Engagement zahlt sich aus
Es braucht Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen, um die Ernährungsbedürfnisse von Menschen mit Demenz zu verstehen und zu unterstützen. Essen ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch ein soziales und emotionales Erlebnis, das wertvolle Erinnerungen weckt und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt.
Die nächsten Schritte
In der nächsten Folge von «Chopfsach» wird ein weiteres wichtiges Thema besprochen: die Kommunikation mit Menschen mit Demenz. Wie geht man damit um, wenn sie Worte nicht mehr finden oder falsch verwenden? Judith und Alex werden aufzeigen, wie Missverständnisse reduziert und die Verständigung verbessert werden kann.
Fazit: Ernährung als Schlüssel zur Lebensqualität
Ganz zentral ist, dass es bei der Ernährung von Menschen mit Demenz nicht nur um Kalorien oder Nährstoffe geht. Es ist die besondere Mischung aus Erinnerung, Emotionalität und Individualität, die dieses Thema so wichtig und zugleich komplex macht. Menschen mit Demenz brauchen mehr als nur Nahrung, sie brauchen Verständnis und ein liebevoll gestaltetes Umfeld, in dem sie sich entfalten können.